Bauernhausmuseum Rohrdorf

im Achentaler Heimathaus

Teil I:

Ein eigenes Bauernhaus für den Trachtenverein

In den sechziger Jahren erhielt die Rohrdorfer Gemeindeverwaltung ein eigenes Gebäude. Sie war vorher in der „Turnhalle“, einem mittlerweile abgerissenen Relikt der NS-Zeit, untergebracht. In den Räumen der Turnhalle, die dabei freiwurden, konnte der Trachtenverein eine erste Unterkunft einrichten, und es fand sich darin auch Platz für eine Sammlung bäuerlicher Arbeitsgeräte, Möbel und Alltagsgegenstände. Peter Reisner, seit 1962 erster Vorstand des Vereins, hatte die Sammlung begonnen mit dem Ziel, irgendwann in geeigneten Räumlichkeiten ein kleines heimatkundliches Museum zu eröffnen.

Das Anwachsen der Sammlung führte jedoch schon bald zur Raumnot, und da das Vereinsheim in der Turnhalle ohnehin nur ein Provisorium war, machte man sich auf die Suche nach einem geeigneten Gebäude, das Archiv- und Sitzungsräume für den Verein, einen großen Saal und die notwendigen Sanitärräume für öffentliche Veranstaltungen sowie ausreichend Platz für die stilechte Unterbringung der bäuerlichen Sammlung bot. Zunächst war daran gedacht, einen historischen Bauernhof im Ort zu erwerben und diesen Bedürfnissen entsprechend umzugestalten. Als sich dies mangels eines geeigneten Objekts nicht verwirklichen ließ, fasste man die Möglichkeit, ein historisches Anwesen von anderwärts nach Rohrdorf zu versetzen, ins Auge.

Die Mitglieder des Trachtenvereins stimmten bei der Jahreshaupt-versammlung 1979 dem großen Vorhaben zu, und als die Gemeinde Rohrdorf sich bereit erklärte, das Grundstück unentgeltlich zur Verfügung zu stellen, vonseiten des Rohrdorfer Zementwerks die Zusage zur kostenlosen Bereitstellung zahlreicher Baumaterialien gegeben war und die Rohrdorfer Waldbesitzer ebenfalls kostenlos das benötigte Holz zur Verfügung stellten, stand dem Baubeginn nichts mehr im Weg.

Die Wahl fiel auf das denkmalgeschützte Bauernhaus der Familie Barth in Grasweg, Gemeinde Albaching (damals Pfaffing), einen Holzblockbau aus dem Jahr 1723. Dessen zum Wiederaufbau vorgesehene Gebäudeteile wurden im Februar 1980 von Fachleuten unter Mithilfe von Vereinsmitgliedern abgebaut und nach Rohrdorf transportiert. Im März wurde der Bauplan eingereicht und 100 Tage nach dem Spatenstich fand bereits das Richtfest statt.

In den folgenden Jahren des Ausbaus leisteten die Vereinsmitglieder insgesamt rund 20.000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit, bis das Gebäude im Mai 1983 fertiggestellt war und kirchlich geweiht wurde. Nach der Inbetriebnahme des Vereinsheims im hinteren Gebäudeteil, dem ehemaligen Stall, wurden die Wohnräume und die Tenne des Bauernhofs nach und nach museal eingerichtet.

 

  

  

 

Das Graswegerhaus an seinem ursprünglichen Standort: Auch das Erdgeschoss war in Blockbauweise ausgeführt, der Eingang befand sich auf der Traufseite.



Der Wiederaufbau des Bauernhauses in Rohrdorf. Am neuen Standort erhielt es nach lokalem Vorbild ein gemauertes Erdgeschoss, gewölbte Küche und Speisekammer sowie einen Balkon.