Bauernhausmuseum Rohrdorf

im Achentaler Heimathaus

Kleine Geschichte von Rohrdorf

Zur 1200-Jahr-Feier Rohrdorfs 1988 eröffnete das Bauernhausmuseum. Natürlich ist das Gebiet länger besiedelt, doch aus dem Jahr 788 stammt der erste schriftliche Beleg des Ortsnamens. Aber nicht nur „rohrdorf“, auch „lutrinpah“ und „huinmoos“ (die beiden 1972 bzw. 1978 eingemeindeten Ortsteile Lauterbach und Höhenmoos) sind in der Quelle aufgeführt. Es handelt sich um ein von Bischof Arno in Auftrag gegebenes Verzeichnis von Besitzungen des Bistums Salzburg, in dem viele süddeutsche Orte erstmals erwähnt sind.

Die frühesten archäologischen Spuren einer Besiedlung kamen in der Nähe des Dorfes Geiging, auf einem Hügel einige hundert Meter östlich von Rohrdorf gelegen, ans Tageslicht. Bei den zufällig entdeckten Bronzeschwertern scheint es sich um Grabbeigaben aus der Urnenfelderzeit (etwa 1200 v. Chr.) zu handeln. Außerdem stieß man in Geiging auf ein frühmittelalterliches Grab.

Das Wirken der Römer auf dem Gemeindegebiet lässt sich nur erschließen. Der Inn, Verkehrsweg und Grenze zwischen den Provinzen Rätien (im Westen) und Noricum (im Osten) reichte bis zu seiner Begradigung unmittelbar an die heutigen Dörfer Rohrdorf, Gmein und Thansau heran. Und die Straße, von der sich nicht weit östlich des Flusses noch heute Spuren auffinden lassen, dürfte ein römischer Versorgungsweg gewesen sein.

Die vier Urhöfe, die sich sowohl in Rohrdorf als auch in Thansau nachweisen lassen, dürften jeweils auf die Teilung eines Gutes zur Versorgung der römischen Besatzungsmacht zurückgehen. Während in Rohrdorf damit der Grundstock zu einem zentraleren Ort mit Verwaltungsfunktionen gelegt wurde, bestand Thansau lange Jahrhunderte bis zum Einsetzen der Industrialisierung nur aus diesen vier Höfen.

Dass Rohrdorf im Mittelalter eine gewisse Bedeutung hatte, zeigt etwa ein Vertrag von 934, der hier zwischen dem Erzbischof von Salzburg und einem Grafen Chadalhoh und einer Gräfin Rihni aus dem Geschlecht der Aribonen geschlossen wurde.

Im Spätmittelalter gibt es zahlreiche Nennungen des im Ort ansässigen Adelsgeschlechts der Rordorfer, Ministerialen der Grafen von Falkenstein. Von einem zweiten Geschlecht, den Pschachl, ist in der Kirche ein Grabstein aus dem 15. Jahrhundert erhalten.

Wie es sich mit den beiden Rohrdorfer Schlössern verhält, dem oberen und dem unteren, die bei einem Brand im 16. Jahrhundert zerstört wurden und von denen noch eines auf dem Kupferstich Michael Wenings aus seiner Historisch-topographischen Beschreibung Bayerns (1701) abgebildet ist, liegt zum großen Teil im Dunkel.

Rohrdorf, zunächst Amtssitz der Hauptmannschaft Rossersperg, bildete seit 1818 eine eigene politische Gemeinde, die ebenso ländlich geprägt war wie der Großteil Altbayerns zu dieser Zeit.

Die Eröffnung der Eisenbahnlinie 1914 war zwar in erster Linie der Entwicklung des (Winter-)Tourismus zu verdanken, brachte aber den entscheidenden Impuls für Industrialisierung und Bevölkerungszuwachs. Dies betraf zunächst den Ortsteil Thansau mit zahlreichen Firmenansiedelungen, darunter einer Pulverfabrik, begünstigt durch die Umstände des Ersten Weltkriegs. Das Zementwerk in Sinning (seit 1930) und die Ansiedlung einer weiteren Reihe erfolgreicher Unternehmen wiederum in Thansau seit den 70er Jahren sorgt dafür, dass die Gemeinde mehr Einpendler als Auspendler hat und heute eine der wohlhabendsten Gemeinden im Freistaat ist.

Mehrere Chronisten haben sich mit der Aufzeichnung der Rohrdorfer Geschichte beschäftigt: 1843 betrieb der Brannenburger Geistliche Sebastian Dachauer ein umfangreiches Quellenstudium und legte in seiner Chronik mehrerer Ortschaften im Inntal auch einen Abriss über die Pfarrei Rohrdorf vor. Ein ausführlicheres Buch verfasste der Samerberger Pfarrer Josef Dürnegger 1913 – um seine Verdienste um die Heimatforschung zu würdigen, ist heute eine Straße nach ihm benannt. Die Entwicklungen des 20. Jahrhunderts berücksichtigt die Chronik von Hans Riedler (1980). Ihr folgte 1997 eine Fortsetzung, die auch die Geschichte der eingemeindeten Ortsteile nachzeichnet.

 

 

 

 

 

Das seit 1959 geführte Wappen der Gemeinde Rohrdorf greift mit der Raute (Rordorfer) und dem Kriegsbeil (Pschachel) Wappenelemente der beiden ausgestorbenen Adelsgeschlechter von Ober- und Unterrohrdorf auf.

 

 

 

Der Grenzstein aus dem Jahr 1679 markiert die Grenze zwischen dem Landgericht Rosenheim und der Herrschaft Hohenaschau, die lange Zeit das Gebiet der heutigen Gemeinde durchschnitt.

 

 

 

Die Kriege des 19. und 20. Jahrhunderts verschonten Rohrdorf nicht. Eine Votivtafel in der Pfarrkirche erinnert an den 22. Februar 1945, als ein Luftangriff neun Todesopfer forderte.